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Von Stefan,

Wichtigstes in Kürze:
Alkohol ist eines der wenigen Suchtmittel, welche in der Gesellschaft akzeptiert sind. Der Zugang ist leicht, der Erwerb und Konsum legal und das berühmte Gläschen Rotwein zum Abendessen oder Bier beim Fußball gesellschaftsfähig. Dennoch dürfen die Gefahren vom Suchtmittel Alkohol nicht unterschätzt werden, denn gerät der Konsum außer Kontrolle bestimmt die Droge schnell den Alltag. Dieses wird zur starken Belastung - nicht nur für den Abhängigen, sondern die Familie und das Umfeld gleichermaßen (Co-Abhängigkeit).


Eine Abhängigkeit bedeutet nicht Unmengen ohne Unterbrechung zu konsumieren, sondern auch in einer Gewohnheit liegt ein Abhängigkeitspotential (beispielsweise das regelmäßige Bier zum Feierabend). Abhängig sein bedeutet eine Angewiesenheit auf den Konsum, ohne den sich sonst Entzugserscheinungen (Unruhe, Anspannung, Herzrasen, Schwitzen, Zittern und Ähnliches) bemerkbar machen. Je hoher der regelmäßige Konsum ist, desto stärker ist die Abhängigkeit und umso schwerwiegender die Entzugserscheinungen. Das eigene Trinkverhalten zu beobachten ist deshalb immer ratsam, um einer Abhängigkeit vorzubeugen. Mit Alkohol sollte bewusst und verantwortungsvoll umgegangen werden.

Die eigentlichen Wege in die Abhängigkeit (Sucht) sind sehr unterschiedlich. Typische Beispiele sind der Verlust des Arbeitsplatzes oder das Ende einer Beziehung, wobei sich mit den Emotionen nicht auseinandergesetzt wird, sondern die Gefühle versucht werden mit Alkohol zu betäuben. Der Konsum wird regelmäßiger, die Menge größer. Um weiterhin den gewünschten Effekt erreichen zu können, muss der Konsum gesteigert werden. Ein Kreislauf beginnt, den zu durchbrechen umso schwerer wird, je länger er sich manifistiert.

Der Weg aus der Sucht ist die Erkennnis
Wichtig ist, dass der Abhängige seine Sucht selbst anerkennt und bereit ist, etwas zu verändern. Ohne den Willen des Abhängigen ist es nicht möglich den Kreislauf zu durchbrechen und die Sucht langfristig zu überwinden. Doch der Weg bis zu dieser Erkenntnis ist oft lang. Die meisten Alkoholabhängigen leugnen oder verharmlosen ihren Konsum beziehungsweise erkennen selbst nicht sein Ausmaß. Anderen ist bewusst, dass sie einen übermäßigen Alkoholkonsum haben, sehen diesen aber nicht als Sucht, sondern sind in dem Glauben, jederzeit, wenn sie es nur wollen, aufhören zu können. Mögliche Anzeichen einer beginnenden oder bestehenden Alkoholabhängigkeit sind beispielsweise:

  • Gewünschte Versuche den eigenen Konsum zu reduzieren bleiben erfolglos
  • Es wird mehr Alkohol oder über einen längeren Zeitraum konsumiert als vorgehabt
  • Trinkverhalten ändert sich nicht, obwohl dadurch Probleme entstehen
  • Die Menge, die an Alkohol konsumiert wird, wird gesteigert, um die Betrunkenheit hervorzurufen
  • Zum Beschaffen und Konsumieren von Alkohol oder sich von der Wirkung des Konsums zu erholen wird viel Zeit aufgewandt
  • Zur Erleichterung oder Verhinderung von Entzugserscheinungen wird Alkohol konsumiert


Angehörige von Alkoholabhängigen als Co-Abhängige

Das Leben mit einem Alkoholabhängigen ist schwierig, meist gestaltet es sich für die Angehörigen unerträglich. Sie sind sich dem Problem des Abhängigen bewusst, fühlen sich dennoch mit der Situation verständlicherweise überfordert. Der Abhängige ist nicht bereit, sich oder sein Verhalten zu ändern. Unbewusst dadurch, dass sie ihn nicht im Stich lassen wollen und sich für ihn verantwortlich fühlen, unterstützen die Angehörigen die Abhängigkeit. Sie entschuldigen den Abhängigen beispielsweise bei Terminen oder bei der Arbeit, helfen ihm teilweise auch beim Beschaffen seines Suchtmittels. Viele Angehörige orientieren sich an den Bedürfnissen des Abhängigen und richten ihren eigenen Alltag massiv nach ihm aus, sich selbst stellen sie zu seinen Gunsten zurück. Sie befinden sich in einer Co-Abhängigkeit. Um aus dieser auszubrechen sollten Angehörige folgendes für sich verinnerlichen:
  • Das Trinkverhalten des Abhängigen kann ich nicht ändern.
  • Ich akzeptiere, dass der Abhängige krank ist, werde sein Verhalten aber nicht tolerieren
  • Ich setze ihm klare Grenzen, was ich bereit bin zu tun und was ich unterlasse
  • Ich kündige verbindlich an, wie ich mich verhalte, wenn er an seinem Verhalten nichts ändert
  • Ich unterstütze ihn nicht mehr, drohe ihm und kontrolliere ihn nicht länger
  • Ich höre auf, den Abhängigen zu entschuldigen und nehme ihn nicht mehr in Schutz
  • Auf Diskussionen mit dem Abhängigen lasse ich mich nicht mehr ein
  • Ich rücke mich und meine Bedürfnisse wieder in den Vordergrund, mache das, was mir gut tut
  • Ich suche mir Unterstützung und Hilfe, beispielsweise in einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alkoholikern


Nur so wird es für viele Abhängige möglich, die Einsicht zu gewinnen, etwas ändern zu müssen. So lange es Menschen in ihrem Umfeld gibt, die alle durch den Alkoholkonsum entstehenden Probleme von ihnen fernhalten und für sie lösen, nehmen sie das Ausmaß nicht wahr oder verlassen sich auf die Lösung durch das Umfeld. Erst wenn sich der Abhängige bewusst wird, dass er nicht mehr auf die Unterstützung durch andere hoffen kann, sondern selbst aktiv werden muss, kann ein Umdenkprozess einsetzen. Die beste Form der Hilfe, ist, so absurd es klingt, nicht zu helfen.

Wie Angehörige wirklich helfen können
Wichtig ist zunächst zu akzeptieren, dass der Abhängige krank ist. Er trinkt meist nicht mehr, weil er es möchte, sondern weil er es nicht schafft, aufzuhören und er in seinen Augen durch den Konsum mehr Positives als Negatives erfährt. Der Konsum ist zur Sucht geworden, die den kompletten Alltag des Abhängigen dominiert. Ihn zu bitten, mit dem Konsum aufzuhören, wird daher keinen Erfolg bringen.

Angehörige müssen damit rechnen, dass der Abhängige sie als Gegenspieler ansieht; als jemanden, der versucht ihm sein Wichtigstes wegzunehmen: den Alkohol. Da er diesen aber nicht aufgeben möchte, sollten sich Angehörige auf Gegenwehr einstellen. Nur, wenn der Abhängige selbst das Ausmaß seiner Sucht erkannt hat, wird er bereit sein, etwas zu verändern und offen für Hilfe sein. Diese Erkenntnis wird allerdings nur eintreten, wenn das Leid durch den Konsum größer ist, als der Halt und der Trost, den er dem Abhängigen gibt. Erst, wenn der Abhängige diesen Leidensdruck hat, wird er bereit sein, Hilfe anzunehmen. Bis dahin ist es als Angehöriger schwierig und bedeutet auch, den Leidensdruck nicht versuchen aus falschverstandener Solidarität abzufangen.

  1. Suchen Sie sich als Angehöriger unbedingt fachlichen Rat, diesen bekommen Sie in einer Suchtberatungsstelle.
  2. Setzen Sie sich intensiv mit der Alkoholabhängigkeit als Krankheit auseinander, um besser mit der Abhängigkeit Ihres Angehörigen umgehen zu können.
  3. Sprechen Sie mit den behandelnden Ärzten Ihres Angehörigen über ihre Beobachtungen, damit dieser eventuell Einfluss nehmen kann.
  4. Machen Sie dem Abhängigen keine Vorwürfe, die sich darauf ergebende Aggression kann den Konsum steigern
  5. Entschuldigen Sie Ihren Angehörigen nicht (beispielsweise beim Arbeitgeber, Terminen), sondern lassen SIe ihn selbst für Versäumnisse einstehen
  6. Kontrollieren Sie nicht das Trinkverhalten (Wegschütten, Verstecken oder Zuteilen von Mengen), dies wird den Konsum nicht verringern.
  7. Beschaffen Sie keinesfalls für Ihren Angehörigen Alkohol - egal in welcher Situation und wie sehr er Sie auch bittet.
  8. Auch wenn der Abhängige Streit sucht, vermeiden oder entziehen Sie sich jeder Streitsituation.
  9. Übernehmen Sie keine Schulden des Abhängigen, denn durch seinen Konsum werden wieder neue entstehen und Sie Teil des Kreislaufs.
  10. Sprechen Sie mit dem Abhängigen über die Krankheit und Hilfsangebote nur, wenn dieser nüchtern oder zumindest nüchtern wirkend ist.
  11. Sensibilisieren Sie andere Angehörige (Kinder, Verwandte, nahes Umfeld) offen und sachlich, um ein Verständnis zu schaffen.
  12. Seien Sie konsequent in Ihrem Handeln, halten Sie ein, wenn Sie etwas androhen, denn nur bei Konsequenz hat der Abhängige etwas zu befürchten.


Sollte Ihr Angehöriger keine Einsicht zeigen und sich die Situation für Sie immer weiter verschlimmern, machen Sie Ihre Trennungsabsicht deutlich. Sagen Sie dem Abhängigen, dass Sie nur wenn er bereit ist Hilfe anzunehmen und sich behandeln lässt, bereit sind bei ihm zu bleiben und setzen sie ein verbindliches Ultimatum. Dieses müssen Sie, auch wenn es Ihnen schwer fällt, konsequent einhalten. Nur der Leidensdruck wird den Abhängigen zur Einsicht bewegen, etwas verändern zu müssen.



Wichtige, niederschwellige Anlaufstelle:
089 / 282822 (24-stündig) | Sucht-Hotline des SHM e.V.
Beratungsangebot des SuchtHotline (SHM) München e.V. für Betroffene und Angehörige von Suchterkrankungen. Das Angebot umfasst juristische und medizinische Auskünfte und Beratung für Ausländer.



Wichtiger Hinweis:
In keinem Fall dürfen die hier bereitgestellten Informationen als Ersatz für eine professionelle ärztliche Beratung und Behandlung verstanden werden. Sie dürfen nicht verwendet werden, um selbst Diagnosen zu stellen oder eine Behandlung anzufangen. Alle Angaben sind ohne Gewähr auf Richtigkeit.