Depressiver Freund

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    • Depressiver Freund

      Mit meinem Freund bin ich seit ca. 3 Jahren zusammen. Es gab immer wieder Phasen in dem er unvorbereitet den Kontakt abbrach, ich wußte bislang nie, warum eigentlich. Jetzt weiß ich es, er hat es mir gesagt, daß er starke Depressionen hat. Also habe ich mich in der letzten Zeit mehr mit dem Thema befasst. Ich vermute, dass er manisch-depressiv ist weil seine Stimmungen sehr schwanken. Von völliger Euphorie, Begeisterung bis hin zur Verzweiflung. Ich würde ihn gerne unterstützen, aber er blockt vollständig ab. Er hat von heute auf morgen vor einigen Wochen den Kontakt vollständig abgebrochen, und ich komme mit der Situation nicht klar. Zudem wohnen wir noch weit auseinander, also habe ich keine Möglichkeit, herauszufinden, wie sein Befinden ist. Auf Nachrichten reagiert er nicht. Ich weiß überhaupt nicht, ob ich ihn jemals wiedersehen werde, bekomme schon selber starke Depressionen und komme einfach nicht klar.
      Ja, ich weiß noch nicht einmal definitiv, ob seine Rückzüge tatsächlich wegen den Depressionen sind, er schweigt sich ja aus.
      Ich weiß nicht, was ratsam ist. Ich habe schon von mehreren gehört, dass es am besten ist, depressive Menschen in den Phasen in Ruhe zu lassen, aber ich weiß nicht, ob das wirklich hilft? Mir hilft die Unwissenheit auch nicht, mich macht es richtig fertig.
    • Liebe Corvida,

      vielen Dank, dass du uns dein Vertrauen geschenkt hast. Ich bin Heike vom Beraterteam.

      Was du schilderst hört sich nach einer schwierigen Situation an. Auch für Angehörige kann die psychische Erkrankung eines Familienmitglieds oder Partners sehr belastend sein. Selbst wenn man mit dem Partner zusammen wohnt ist es schon schwierig, mit Depressionen nahestehender Menschen umzugehen, eine Fernbeziehung macht die Sache natürlich nicht unbedingt einfacher.

      Ist dein Freund denn in Behandlung wegen seiner Depressionen? Geht er noch einer regelmäßigen Beschäftigung nach (Schule, Ausbildung, Arbeit,...) und unternimmt beispielsweise Dinge mit Freunden, übt ein Hobby aus o.ä. oder ist sein gesamtes Leben schon ganz von den Depressionen beeinflusst?

      Es ist schwer zu sagen, ob sein Rückzug mit seinen Depressionen zusammenhängt. Ungewöhnlich wäre das zumindest nicht, vor allem wenn er vorher auch schon ähnliche Phasen hatte. Aufgrund eurer Fernbeziehung ist es natürlich besonders schwierig, etwas für ihn zu tun. Was du aber für ihn tun könnest ist, trotz allem zu versuchen, für ihn da zu sein. Signalisiere ihm, dass du für ihn da bist, wenn er dich braucht. Auch wenn er abweisend ist und vielleicht meint, ihm sei nicht zu helfen, tut es den meisten Menschen trotzdem gut zu wissen, dass jemand da ist, der ihnen Halt gibt und auf den sie zählen können.
      Aufmunterungen und gut gemeinte Ratschläge hingegen sind etwas, mit dem depressive Menschen meistens nicht gut klarkommen. Motivieren dagegen, vor allem sobald der Betroffene Eigeninitiative zeigt, kann hilfreich sein.

      Gibt es denn jemanden der in seiner Nähe wohnt, der vielleicht ein bisschen auf ihn achten und dir berichten könnte, wie es ihm gerade geht?

      Was du zudem tun könntest ist, dich über seine Krankheit zu informieren. Je mehr du über darüber weisst, desto eher kannst du sein Verhalten verstehen und einordnen. Informationen über Depressionen findest du z.B. bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe deutsche-depressionshilfe.de/
      Du könntest auch überlegen, ob es dir helfen würde, eine Selbsthilfegruppe für Angehörige psychisch Kranker aufzusuchen. Dort könntest du dich mit Menschen austauschen, die in einer ähnlichen Situation sind.

      Bei all dem wäre es aber gut, wenn du darauf achtest, dich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Nimm dir zwischendurch immer mal eine Auszeit in der du dir selbst etwas Gutes tust. Unternimm etwas mit deinen Freunden, umgib dich mit fröhlichen, unbeschwerten Menschen. Auch sportliche Betätigung oder ein Hobby können gut sein um Stress abzubauen. Auch wenn es gut ist, Verständnis zu zeigen und Rücksicht zu nehmen, lass es nicht so weit kommen, dass die Situation für dich selbst
      untragbar wird.

      Wenn du merkst, dass die Situation dir selbst sehr zusetzt, du schreibst ja, dass du selbst schon Depressionen bekommst, könntest du ausserdem überlegen, ob es dir helfen würde, mit einer psychologisch ausgebildeten Person über alles zu sprechen. Das kann entweder ein Termin bei einem Psychologen sein, es gibt aber auch psychologische Beratungsstellen, in denen es möglich ist, sich kostenlos und anonym beraten zu lassen. Eine solche Beratungsstelle in deiner Nähe findest du z.B. hier: dajeb.de/suchmask.php

      Gerne kannst du dich wieder hier melden. Ich bleibe für dich zuständig.
      Bis dahin wünsche ich dir alles Gute!
      Liebe Grüße, Heike